Rassistische Polizeikontrolle auf Schulausflug – Es reicht!

Öffentliche Stellungnahme der Sans-Papiers-Kollektive Basel, 29. September 2021

____

Vor wenigen Tagen wurde eines unserer Mitglieder auf einem Schulausflug von der Polizei verhaftet. Die Polizisten haben an der Schifflände grundlos die weit und breit einzige Schwarze Person kontrolliert. Diese rassistischen Kontrollen müssen aufhören. Sofort.

In letzter Zeit wird in den globalen Medien viel über Rassismus gesprochen, über Fälle, in denen Schwarze von der Polizei diskriminiert oder sogar getötet werden. Die Realität rassistischer Polizeikontrollen gibt es auch in Basel. Wir erleben immer wieder solche Kontrollen und wissen, dass diese nur ein Teil davon sind, was auf den Strassen Basels täglich passiert.

Gerade vor wenigen Tagen, am Nachmittag des 9. September 2021, hat die Basler Polizei an der Schifflände eines unserer Mitglieder, einen Schwarzen Schüler angegriffen. Er wartete mit Klassenkameraden auf den Lehrer und den Rest der Klasse, um die Stadt Basel, ihre Sehenswürdigkeiten und ihre Geschichte besser kennen zu lernen.

Er hat nichts gemacht, einfach mit seinen Klassenkameraden auf die anderen gewartet. Er ist weder Verbrecher noch Straftäter. Er ist Einwohner und Schüler. Aber er ist Schwarz. Das reichte der Polizei, um ihn zu kontrollieren. Das Polizeiauto ist vorbeigefahren, hat direkt einen Platz zum Halten gesucht und die Polizisten sind aus dem Auto gesprungen, als ob sie den meistgesuchten Verbrecher gefunden hätten. Sie haben niemanden sonst kontrolliert. Keine anderen Menschen an der Schifflände, keine anderen aus der Klasse.

Kontrollen statt Schule für Schwarze

Es war nur ein kurzer Schulausflug geplant, daher haben alle ihre Sachen in der Schule gelassen. So hatte unser Freund keine Identifikationskarte dabei. Die Polizei hat ihm das nicht geglaubt. Als der Lehrer gekommen ist und mit den Polizisten sprechen wollte, haben sie ihn nur weggeschoben und gesagt, sie wollen nicht sprechen, sie sind in einer Kontrolle. Auch unserem Freund selber wollten sie auf seine Nachfrage nicht sagen, warum er kontrolliert wird. Es sei eine normale Kontrolle und er solle ihnen nicht sagen, wie sie ihre Arbeit zu machen hätten.

In diesem Moment hat er sich in einem schlechten Sinne Schwarz gefühlt. Er war der einzige Schwarze an der Schifflände. Und er war der einzige, der kontrolliert wurde. Was denken Polizist*innen, wenn sie so etwas machen? Sie müssten eigentlich einen Menschen sehen. Aber wir wissen, dass sie uns verurteilen, wenn sie uns anschauen.

Wunden und Narben rassistischer Kontrollen

Unser Freund kommt aus einem Land, aus dem es kaum möglich ist, eine Bewilligung für ein Leben in der Schweiz zu erhalten. Er wurde direkt festgenommen, ist jetzt im Gefängnis und fürchtet sich vor einer Ausschaffung. Statt weiter lernen zu können, verbringt er seine Tage nun in einer Zelle. Menschen wie er müssen sich nicht nur auf den Strassen Basels unsicher fühlen. Sie dürfen auch nicht in Ruhe lernen. Die Gefahr der Polizei ist überall. Und die Polizei interessiert sich für nichts.

Für unseren Freund ist die Kontrolle auch nach dem Gefängnis und auch nach einer Ausschaffung nicht vorbei. Eine rassistische Kontrolle hinterlässt viele Wunden und Narben. Sie schmerzt die Seele, den Körper und das Herz, sie bringt Angst, Qualen und Depressionen mit sich, die wir oft ein Leben lang mit uns herumtragen.

Es reicht!

Was unser Freund erleben muss, ist ein weiteres Beispiel dafür, wie tief Rassismus in unserer Gesellschaft verankert ist. Wen möchte die Polizei mit diesen rassistischen Kontrollen schützen? Welche Sicherheit möchte sie gewährleisten, wenn sie Schwarze auf Schulausflügen kontrolliert und verhaftet? Bis wann werden wir wegen unserer Hautfarbe verurteilt werden? Bis wann?

Es ist nicht die Hautfarbe, die den Charakter eines Menschen ausmacht. Wir sind Menschen. Wir haben das Recht, frei zu sein, unabhängig von Hautfarbe, Religion, sozialer Schicht, Geschlecht, Herkunftsland usw. Wir sind Menschen und wir verdienen Respekt. Es reicht!

Sans-Papiers-Kollektive Basel

Kontakt für weitere Informationen über basel@sans-papiers.ch