Fachkräfteinitiative und Sans-Papiers

Die Fachkräfteinitiative wird Fachkräfte, darunter viele Frauen, in den Arbeitsmarkt bringen. Dafür müssen andere die Arbeit verrichten, welche diese neuen Fachkräfte bisher gemacht haben. Oft sind das Haushalts- und Care-Arbeiten – ein Arbeitsbereich, in dem auch viele Sans-Papiers arbeiten.

Die Anlaufstelle für Sans-Papiers Basel hat bei der Fachhochschule Nordwestschweiz eine Studie in Auftrag gegeben, in welcher die Folgen der Umsetzung der Fachkräfteinitiative für illegalisierte Migrant*innen abgeschätzt werden. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie sowie daraus hervorgehende Forderungen der Anlaufstelle für Sans-Papiers finden sich in der Broschüre Illegalisierte Migrantinnen in Privathaushalten.

Die Broschüre und die Studie (das Gutachten) können rechts heruntergeladen werden. Gedruckte Exemplare der Broschüre können bei uns bestellt werden.

Podium und Stellungnahme zu den Folgen der Fachkräfteinitiative für Sans-Papiers

Illegalisierte Migrantinnen in Privathaushalten – Umsetzung der Fachkräfteinitiative wird Bedarf an Haushalthilfen steigern

Die von der Anlaufstelle für Sans-Papiers Basel in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass eine Umsetzung der Fachkräfteinitiative den Bedarf an Haushaltshilfen bedeutend steigern wird. Das wirkt sich auch auf die Anzahl an Sans-Papiers aus, da diese bereits heute einen grossen Teil der unterstützenden Arbeit in Privathaushalten verrichten. Auf einem Podium im Literaturhaus wurden die Ergebnisse der Studie und mögliche Massnahmen diskutiert.

Den Erwartungen diametral entgegenlaufende Folgen

Mit der Fachkräfteinitiative (FKI) will der Bundesrat gemeinsam mit Wirtschaft und Politik aktiv werden, um den inländischen Fachkräftemarkt besser auszuschöpfen. Neben der Sorge um den Fachkräftemangel in der Wirtschaft, mischte sich in den letzten Jahren die Erwartung, so auch die Zuwanderung in die Schweiz reduzieren zu können. Eine neue Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz im Auftrag der Anlaufstelle für Sans-Papiers Basel zeigt nun aber, dass eine komplette Umsetzung der FKI Folgen hat, die den Erwartungen der Politik diametral entgegenlaufen. Die Erhöhung des Arbeitspensums von gut qualifizierten Frauen führt zu einer massiv höheren Nachfrage nach Haushaltshilfen, nach individualisierter Betreuung für die Kinder und nach Lösungen für betagte Familienangehörige.

Zunehmende Nachfrage nach Sans-Papiers-Hausarbeiterinnen

Wie so oft wird in der Diskussion die meist von Frauen still und unbezahlt erledigten Arbeiten im Betreuungs- und Hausarbeitsbereich vergessen – Arbeiten, die unverzichtbar sind. Die vom Mit-Autor Prof. Carlo Knöpfel vorgestellte Studie zeigt deutlich: Je höher die Ausbildung, je höher das Haushaltseinkommen und je höher das Arbeitspensum der arbeitstätigen Mutter ist, desto eher wird ein Mittelstands-Haushalt in der Schweiz diese Arbeiten an bezahlte, niedrig qualifizierte Arbeitskräfte auslagern. Diese Arbeitskräfte sind schon heute vielfach Migrantinnen und Sans-Papiers. Die Schätzungen der Studie zeigen, dass es mit einer Umsetzung der FKI bedeutend mehr würden.

Erleichterte Zulassungsbedingungen für Drittstaatsangehörige als Lösung

In der Podiumsdiskussion präsentierte Pierre-Alain Niklaus, Präsident der Anlaufstelle für Sans-Papiers, Massnahmen, die eine tragfähige und faire Lösung schaffen würden: Erstens muss der Bereich der Hausarbeit gesellschaftlich aufgewertet werden. Zweitens ist es unerlässlich, diejenigen Sans-Papiers, die bereits hier leben und im Bereich der privaten Haushalte arbeiten, zu regularisieren. Schliesslich müssen erleichterte Zulassungsbedingungen für diesen Arbeitssektor für Migrantinnen aus Drittstaaten geschaffen werden, um auch für die Zukunft eine pragmatische Lösung für die Sans-Papiers-Hausarbeiterinnen wie auch für ihre Arbeitgeberinnen zu haben.